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Wahlen in den USA – Der Kampf gegen und mit den Medien

Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende? – Der Wahlkampf zu den US-Wahlen am 3. November 2020 befindet sich im Endspurt und ist weltweit das Top-Thema in den Nachrichten. In einigen deutschen Medien hat sich angesichts des Rennens zwischen Donald Trump und seinem demokratischen Widersacher Joe Biden der Begriff von den „gespaltenen Staaten von Amerika“ durchgesetzt. Aber welche Rolle spielen die Medien in diesem Wahlkampf und sind diese ebenso gespalten wie die Vereinigten Staaten?

Das Vertrauen in die Medien ist geschwächt

Das Meinungsforschungsinstitut „Pew Research Center“ aus Washington ging dieser Frage nach und erkannte eine Spaltung bezüglich des Vertrauens in die amerikanischen Medien. Anhänger*innen des demokratischen Lagers vertrauen vielen Medien und konsultieren verschiedene Quellen, wohingegen Republikaner*innen immer skeptischer werden. Und diese Kluft wird größer. So ist CNN die präferierte Quelle der demokratischen Wählerschaft (67% der Befragten schenken dem Sender ihr Vertrauen), wenn auch andere Sender mehr als 50% Zustimmung erhielten. 65% der Republikaner*innen trauen dem rechtskonservativen Sender Fox News. Andere Sender sind weit abgeschlagen. Kann von einem linken und einem rechten Medienlager ausgegangen werden?

Fox News wurde einst als der „Haussender“ Donald Trumps betitelt. Sein ehemaliger CEO Roger Ailes war Medienberater vieler republikanischer Präsidenten und ebenso Unterstützer des amtierenden US-Präsidenten. Fox News funktioniert als Sprachrohr für Donald Trump und als Hauptquelle für seine Anhängerschaft. Wichtig zu erwähnen: Medien und besonders das Fernsehen sind in den USA ein Markt. Es geht um Profit. Wer zahlt, gewinnt Sendezeit. Eine Finanzierung über Rundfunkgebühren – wie etwa in Deutschland – gibt es nicht.

„Das Schöne an mir ist, dass ich so reich bin“ – bemerkte Trump 2011 in der Show Good Morning America und ist daher vermutlich nicht nur wegen seiner Prominenz ein liebgewonnener Gast bei Fox News. Auch der Sender One America News Network (OANN) ist hilfreich für den republikanischen Wahlkampf und stützt gerade in Pandemie-Zeiten die Politik des amtierenden Präsidenten. Tweets des Präsidenten dienen OANN als Quelle und der Sender selbst publiziert Theorien zu möglichen Ursprüngen des Coronavirus. So soll es in Kalifornien entsprungen sein.  

Die weltweit bekannte und oft  zitierte Zeitung „The New York Times“, der Sender „CNN“ und die „Microsoft National Broadcasting Company“ müssen in den Tweets von Donald Trump immer wieder einstecken. «Ich schaue CNN nicht. (…) Ich mag keine Fake News schauen.», urteilte er 2017. Etwaige Medien werden von einer deutlich linkeren Bevölkerungsgruppe bevorzugt und kritisieren den Präsidenten sowie seine Politik.

Soziale Medien gewinnen an Bedeutung

Zwar stecken die Wahlkampfteams nach wie vor viele personelle und finanzielle Ressourcen in den TV-Wahlkampf, aber seit dem Wahlkampf Barack Obamas 2008 werden auch das Internet und soziale Netzwerke zu einer immer größeren Bühne. Eine Bühne, die gerade linke, junge Abgeordnete, wie Alexandria Ocasio-Cortez (etwa 6,5 Millionen Abonnenten auf Instagram), erfolgreich bespielen.

Seit Twitter, aber auch Facebook, allerdings einen neuen Umgang mit falschen Fakten, Gewalt und politischen Botschaften pflegen, hat es Trump schwerer als zuvor. Facebook versah Beiträge mit Warnhinweisen und eine Videobotschaft, in der behauptet wurde, Kinder seien gegen das Coronavirus immun, wurde direkt gelöscht. Zudem will die Plattform irreführende Inhalte stärker zensieren und lässt ab dem 27. Oktober keine politischen Anzeigen mehr zu. Klar ist aber auch, dass viele Inhalte weiter geteilt und publiziert werden können. Auch Trumps Lieblingsmedium Twitter (immerhin etwa 80 Millionen Follower) geht strenger mit politischen Inhalten um. So wurde ein Video zur Briefwahl mit einem Faktencheck versehen und unter Tweets gibt es Warnhinweise.

In den letzten Monaten hat aber auch ein weiterer, neuer Akteur Einzug in den US-Wahlkampf gehalten. Die Rede ist von der App TikTok des chinesischen Tech-Unternehmens Byte Dance. „[J]ung, schnell und links“ (Roland Nelles, Der Spiegel) soll diese App sein und ihre User*innen unterstützen u.a. die Black Lives Matter Bewegung aktiv. Jüngst rief die TikTok-Netzgemeinschaft dazu auf, Tickets für eine Wahlkampfveranstaltung des Präsidenten zu kaufen, dann aber nicht zu erscheinen. Eine Aktion, die dem massenliebenden Trump nicht entgegenkam. Nach mehreren Androhungen ist die App in den USA nun nicht mehr verfügbar, bis ein Teilverkauf an amerikanische Medienunternehmen erfolgt. Das Verbot soll die Daten der Amerikaner*innen schützen.

Joe Biden darf sich in seinem Wahlkampf medienaffiner Mitstreiter*innen erfreuen. Das linke Lager ist sich in seiner Unterstützung einig und rührt in sozialen Medien und im TV die Werbetrommel. Auch linke Prominenz, wie Michelle Obama (jüngst mit eigenem Spotify-Podcast ausgestattet) dient dem demokratischen Medienwahlkampf und lobte Biden in einer Online-Rede als „zutiefst anständigen Mann“. Zuletzt wurde das Wahlkampfteam dann kreativ und weitete die Kampagne auf die Online-Spielewelt aus. So können Spieler*innen des Spiels „Animal Crossing“ Pro-Biden Schilder in das Spiel integrieren. Große Veranstaltungen im Reallife veranstaltet Biden hingegen dieses Jahr nicht. Auch Auftritte im amerikanischen Fernsehen sind eher selten.

Skeptisch gegen den Rest der Medienwelt oder der Tanz auf vielen medialen Hochzeiten? – Die Taktiken der Präsidentschaftskandidaten könnten unterschiedlicher nicht sein. Fraglich ist, welche Wählergruppe sich von welcher Taktik angesprochen fühlt. Eines aber ist unbestreitbar: Wer das Weiße Haus beziehen möchte, muss das Spiel mit (oder gegen?) die Medien gewinnen, denn ihr Einfluss ist enorm.

Den Text von Spiegel-Autor Roland Nelles über die Rolle von TikTok könnt ihr hier lesen: https://www.spiegel.de/politik/ausland/us-wahlkampf-bei-donald-trump-macht-es-tiktok-a-312626a2-e58b-4bf2-a1e0-9b6edae12bdb

In meinen weiteren Quellen könnt ihr hier nachlesen:

https://www.bpb.de/internationales/amerika/usa/314787/social-media-plattformen-im-us-wahlkampf

https://www.zdf.de/nachrichten/politik/trump-kampagne-facebook-100.html

https://www.zeit.de/digital/2020-09/donald-trump-tik-tok-sperre-appstores-usa

Hier geht es zu den Ergebnissen vom Pew Research Center:

Außerdem bediene ich mich aus Informationen des Podcasts „Ok, America?“ von Zeit Online

Laureen

Huhu, ich bin Laureen und studiere Internationale Beziehungen und Kommunikationswissenschaften hier in Erfurt. Medial begleiten mich hauptsächlich Podcasts über Politik und Zeitgeschehen und in einer ruhigen Minute schaue ich auch gerne in die Zeitung. Neben dem Studium bin ich selbsterklärte Expertin für medialen Gossip und den Eurovision Song Contest.