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Corona – ein medialer Jahresrückblick

Es ist der 31. Dezember 2019. Ich sitze in einer Hütte irgendwo im Bayrischen Wald. Hier verbringe ich gemeinsam mit meinen Freunden dieses Jahr Silvester. Mal was Besonderes machen; das war unser Plan. Um das neue Jahr gebührend zu starten. Konnte ja noch keiner ahnen, wie besonders dieses 2020 werden würde. Eine Sache, die ich jedes Jahr zum Jahresende mache, ist, dass ich mich nochmal zurück erinnere an das vergangene und mit Vorfreude auf das neue Jahr schaue. Und ich habe mich auf vieles gefreut dieses Jahr! Wie wahrscheinlich die meisten von uns. Aber 2020 wollte es anders. Das meine ich ohne jede Wertung. Die Corona-Situation hat viel von uns als Welt und Gesellschaft abverlangt, und tut es immer noch. Aber jetzt soll nicht die Zeit sein, sich (erneut) darüber zu ärgern. Anstelle möchte ich gerne mit euch gemeinsam auf das Corona-Jahr 2020 zurückblicken. Und da ist medial viel passiert!

MÄRZ

Wir denken zurück: Deutschland ist konfrontiert mit dem sich schnell und unkontrolliert ausbreitenden SARS-CoV-2 Virus. Die Regierung beschließt einen bundesweiten Lockdown um die Verbreitung zu verlangsamen. Die Gesellschaft reagiert mit einer Schockstarre. Keiner weiß so richtig, was eigentlich passiert ist, vor ein paar Wochen war doch noch alles in Ordnung. Der Drang nach Informationen wächst und so wendet sich die Mehrheit der Deutschen einem Traditions-Medienformat zu, dem sie Vertrauen schenken: der Tagesschau. In normalen Zeiten schalten ca. 10 Millionen Menschen zu den 20 Uhr Nachrichten ein, Mitte März waren es bis zu 17 Millionen. Carmen Mioska, Sprecherin der Tagesschau, sagte in einem Interview mit dem Radionetzwerk Deutschland „Die Eilmeldungen kamen im Minutentakt, und es ging erst einmal darum, etwas für alle Neuartiges zu verstehen; auf einmal war die Wissenschaft die Grundlage aller Entscheidungen, und deren Erkenntnisse mussten wir erst einmal erklären.“ Die Bevölkerung suchte nach Orientierung und wollte verstehen, wieso sie dazu gezwungen sind, in ihren vier Wänden zu bleiben.

MÄRZ

Da waren wir also. Zuhause im Lockdown. Da man ja aber nicht den ganzen Tag nur Nachrichten schauen, es mussten Alternativen her! Die Tage wollten gefüllt werden: mit Bananenbrot! Überall bekam man es zu sehen, auf Instagram, auf Youtube, über den WhatsApp Chat mit den Freund*innen. Aus unbekannten Gründen entschied sich eine Vielzahl der deutschen Haushalte dazu, die freie Zeit mit dem Backen von fluffigen, saftigem Bananenbrot zu verbringen. Aber neben dem perfekten Bananenbrot-Rezept trieben uns andere, wichtige Fragen um: Was tun, wenn die Brille beim Maskentragen beschlägt? Wie schneide ich mir meine Haare selbst? Und wie wäscht man seine Hände eigentlich richtig? Die Google Trends zeigen sehr deutlich, wie Corona unser Leben in der ersten Jahreshälfte dominiert hat.

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APRIL

Nach der anfänglichen Schockstarre musste der Alltag in den eigenen vier Wänden irgendwie weitergehen. Schulunterricht und Home-Office mussten gehändelt werden. Das Arbeits- und Freizeitleben verschob sich ins Digitale. Ein Name, über den man immer häufiger gestolpert ist, war ZOOM. Der US-amerikanische Video-Telefonie-Anbieter erhielt auf vielen PCs und Smartphones Einzug. Neben der höchst relevanten Frage, wie man den eigenen Hintergrund in einer Online-Konferenz ändern kann, fand sich der Konzern jedoch auch mit Fragen zum Datenschutz konfrontiert. Die beworbene End-zu-End-Verschlüsselung existierte gar nicht und immer wieder verirrten sich fremde Personen in ungeschützte Chats. Nichtsdestotrotz konnte die Plattform einen enormen Zuwachs an Nutzer*innen verzeichnen. Im April nahmen weltweit täglich bis zu 300 Millionen Menschen an einem ZOOM-Meeting statt.

MAI – JUNI

Eine große Debatte um Datenschutz entbrannte im Frühsommer. Um die Pandemie aktiv zu bekämpfen, hat die Bundesregierung viel Kraft und Geld in die Entwicklung einer Corona-App gesteckt. Gemeinsam arbeiteten viele IT-Expert*innen an der Entwicklung einer datenschutz-konformen und gleichzeitig leicht zu bedienenden Anwendung für das Smartphone. In diesem Zusammenhang kam es auch in sozialen Netzwerken wie Twitter immer wieder zu viel Kritik an dem Quellcode für das Programm. Im Juni war es dann soweit und die App stand zum Download in den App-Stores bereit. Bis heute wurde die Anwendung über 200 Millionen Mal heruntergeladen. Seit Ende November gibt es außerdem ein neues Update, welches die Risikoermittlung mehrmals täglich ermöglicht.

SOMMER

Ein weiteres Soziales Netzwerke ist im Laufe des Sommers immer mehr in den Mittelpunkt gerückt: Telegram. Der Messenger Dienst galt aufgrund seiner angeblich besseren Verschlüsselung als sichere Alternative zu WhatsApp. Ein weiterer Unterschied zu WhatsApp ist, dass Nachrichten an eine unbegrenzte Anzahl an Menschen versendet werden können. Diese müssen nur der Gruppe folgen, in der die Nachricht versendet wird. Zusätzlich ist das Melden, Blockieren oder gar Löschen von Inhalten von Seiten der Hersteller nicht gewollt. All das macht den Messenger-Dienst bei Verschwörungsgruppen besonders attraktiv. Von diesen gibt es auf Telegram mittlerweile unzählige. Zu den prominentesten zählen wohl die um Sänger Xavier Naidoo, Koch Attila Hildmann, Schlagerstar Michael Wendler oder die Fernsehmoderatorin Eva Hermann. 

NOVEMBER

Die zweite Jahreshälfte war und ist besonders von den anhaltenden Querdenker-Demonstrationen geprägt. Diese finden medial viel Aufmerksamkeit. Ende November hat der Youtuber Rezo ein Video auf seinem Kanal veröffentlicht, in dem er diese Demonstrationen und vor allem den Umgang mit diesen scharf kritisiert. Normalerweise gehen die Videos des Youtubers mit mehreren Millionen Aufrufen durch die Decke. Nicht so dieses; aufgrund vielfacher Beschwerden von Nutzer*innen von Yotube wurde das Video nachträglich ab 18 Jahren eingestuft, weil es angeblich Gewaltszenen zeige. Rezo selbst kritisiert diesen Schritt. Nur nach vielfacher Kritik auf Twitter nahm Youtube diese Änderung mittlerweile wieder zurück. Dies zeigt jedoch, wie hitzig die Debatte in unserer Gesellschaft geführt wird. Was 2020 sonst noch so auf Youtube los war, hat Johanna für euch zusammengefasst.

Jetzt befinden wir uns im Dezember. Das Jahr 2020 ist fast vorbei und Corona dominiert immer noch die mediale Berichterstattung und große Teile unseres Lebens. Das wird wahrscheinlich 2021 auch erst mal so weiter gehen. Wie ich dieses Jahr Silvester verbringe, weiß ich noch nicht, wahrscheinlich alleine mit meiner Familie. Auf jeden Fall nichts Besonderes, aber das ist okay. Davon hatte ich dieses Jahr bereits genug.  

Lena

Ich bin Lena, gebürtige Fränkin aber Wahl- Erfurterin. Ich bin eine große Podcast-Liebhaberin! Was gibt es aber auch besseres als eine Tasse guten Hilgenfeld-Kaffe mit einem spannenden Podcast im Ohr?!