Lokaljournalismus ist öde, altbacken und einfach irgendwie langweilig? Das dachte ich vor meinem Praktikum auch noch. Dieser Blogpost soll zeigen, warum es sich lohnt dem Lokaljournalismus eine Chance zu geben.
Wenn die Leute an Lokaljournalismus denkt, fallen ihnen wahrscheinlich zuerst der Kaninchenzuchtverein oder Seiten wie „Perlen des Lokaljournalismus“ in diversen sozialen Medien ein. Ich muss zugeben, auch für mich war das Praktikum bei unserer Lokalzeitung zunächst nur eine Notlösung. Ich hatte viel zu spät begonnen mich zu bewerben und bekam sonst nur Absagen.
Letztendlich stellte sich das Praktikum aber als echter Glücksgriff heraus und dass nicht nur wegen der entspannten Arbeitszeiten. Zum einen ergaben sich daraus für mich viele Möglichkeiten, was meinen weiteren Berufsweg anging. So wurde ich nach meinem Praktikum als freie Mitarbeiterin übernommen und konnte mir neben dem Studium etwas dazu verdienen. Und für weitere Bewerbung sammelte ich dabei Berufserfahrung und auch Arbeitsproben.
Vielfältigkeit im Lokaljournalismus
Zum anderen und was noch viel wichtiger ist: die Arbeit im Lokaljournalismus machte mir unglaublich viel Spaß. Natürlich habe ich auch über die Ausstellung des Kaninchenzuchtvereins oder die Herbstsitzung der dritten Kompanie des Schützenvereins berichtet, aber der Lokaljournalismus ist so viel mehr als das. In einem großen Medienhaus ist man häufig nur in einem Ressort tätig und beschäftigt sich meist mit ähnlichen Themen. Im Lokaljournalismus hatte ich dagegen die Möglichkeit mich in den verschiedensten Bereichen auszuprobieren – von Politik über Wirtschaft bis hin zu Kultur. An dem einen Tag habe ich an einer Pressekonferenz der Bürgermeisterin teilgenommen und am nächsten Tag habe ich eine Wanderung mit einem Ranger durch den Wald gemacht.
Gleichzeitig habe ich durch die Arbeit für die Lokalzeitung meine eigene Heimat besser kennengelernt. Ich war in Kneipen, die ich normalerweise nie betreten hätte, habe Konzerte von tollen Bands gehört, auf die ich sonst nie aufmerksam geworden wäre, und habe Orte gesehen, an denen ich noch nie zuvor war. Und vor allem habe ich Menschen kennengelernt und ihre Geschichten erfahren, denen ich sonst wahrscheinlich nie begegnet wäre.
Kreative Herausforderungen
Journalismus im Allgemeinen und Lokaljournalismus im Besonderen hat für mich auch ganz viel mit Kreativität zu tun. Es gibt Veranstaltungen und Ereignisse, die kommen jedes Jahr wieder. Und jedes Jahr gilt es eine andere Seite zu betrachten und den Lesenden etwas Neues zu erzählen. Und was die gelegentlichen Patzer in der Berichterstattung angeht, die ich mir selbst nur zu gerne im Internet durchlese, so glaube ich, dass sie nicht nur im Lokaljournalismus zu finden sind.
Wenn ich Lokaljournalismus also mit nur einem Wort beschreiben müsste, dann wäre es Vielfalt.
Ich habe im Bachelor Journalismus und Unternehmenskommunikation studiert und im Master Kinder- und Jugendmedien. Aktuell arbeite ich in einer Medienagentur. Auch wenn ich beruflich eher in den Massenmedien zuhause bin, schlägt mein Herz für Bücher. #potterhead