Weltzeit
Anfang des Jahres berichtete der Podcast „ Weltzeit“ vom Deutschlandfunkkultur über die ersten Corona-Infektionen in Wuhan/China. Das Konzept des Podcasts: Kurze Einblicke in andere Länder dieser Welt für jeweils 20 bis 30 Minuten – und damit auch einen kurzen Einblick in die ersten Corona-Hotspots in China. In Europa und gerade in Deutschland sowie in meinem Zimmer in Erfurt ahnte ich zu dem Zeitpunkt noch nicht, wie anders 2020 wird. Auch einen anderen Einblick in die Welt verschaffte mir die abendliche Weltzeit: Überall auf der Welt gab es Umsturzversuche, Aufstände und Rebellionen. So reiste die Weltzeit im August in den Libanon, nachdem am 4. August im Hafen von Beirut eine Explosion das Land erschütterte. Dabei ertappe ich mich immer bei einem Gedanken: Die Welt ist spannend und ich bin dankbar, dass ich dank Medien ein Teil von ihr sein darf, aber in meinem Zimmer geht es mir auch ganz schön gut…
Was jetzt?
Huch, ist dieses Jahr viel passiert: 2020 war auch das Jahr der Livestreams und Liveticker – alles schnell, alles aktuell, alles live. Und damit hat sich auch meine mediale Routine in diesem Jahr geändert. Mein Tag beginnt mit einem Podcast (was jetzt? von ZEIT ONLINE). So laufe ich nicht Gefahr, dass ich in den Tag starte, ohne von einer neuen Richtlinie oder einer neuen drohenden Kriegsgefahr zu wissen. Einmal hört man nicht hin und verpasst damit die wichtigsten News des Tages. Ein neuer Stressfaktor. Und weil es so viele News gibt, hat die Redaktion von „was jetzt?“ ein ganz neues und an-die-Zeit-angepasstes Konzept entwickelt. Und mit dieser Entscheidung bekam ich täglich zweimal ein Update – Schnelllebigkeit auf die Ohren.
Tratsch am Morgen
Auch eine neue Anschaffung für meine Küche habe ich dieses Jahr getätigt: Eine Frenchpress (oder Stempelkanne, wie mir die Verkäuferin im Kaffeegeschäft dann erklärt hat, nachdem ich ihr mittels Pantomime erklärt habe, für welches Gerät ich Kaffee brauche). Und damit hat sich mein Frühstück in die Länge gezogen und ein neuer, fröhlicher, morgendlicher Podcast musste her.
Seitdem begleitet mich Micky Beisenherz morgens mit den News des Tages. Gerade wer was wie und wo in den Medien treibt ist dabei von Gesprächswert. Gossip am Morgen. Toll. Besonders spannend dieses Jahr – die Medienbattles. Und dabei rede ich nicht nur von Christian Drosten und Alexander Kekulé, sondern auch von Katja Krasavice gegen Ferdinand von Schirach und Oliver Pocher gegen Michael Wendler. Also zusammengefasst: Die Medienkriege um Viren, um Bestseller-Listen (die „Bitch-Bibel“ von Katja Krasavice stürmte die Bestseller-Listen und wollte auch Ferdinand von Schirach von seinem Platz 1 auf der Spiegel-Bestsellerliste verdrängen) und bei Oliver Pocher und Michael Wendler komme ich selbst nicht mehr hinterher. Seit zweiterer aber seit Herbst auf Telegram aktiv ist und die eine oder andere merkwürdige Nachricht verbreitet, lasse ich davon aber trotz Medienbattle lieber die Finger. Hier ein Ausschnitt aus einem Post auf Instagram von Anfang Dezember: „WAHLBETRUG USA – FAKE PANDEMIE – MEDIENZENSUR“. In Großbuchstaben wirkt alles noch bedrohlicher. Verrückt. Sowieso küre ich hiermit Telegram zum Newcomer des Jahres – Attila Hildmann, Xavier Naidoo und die Verschwörungstheoretikerinnen- und Theoretiker rund um QAnon hätten ohne den Messenger-Dienst sicherlich nicht so eine große Anhängerschaft generiert.
Ein Highlight von „Apokalypse und Filterkaffee“ und damit gleichzeitig eine Empfehlung von mir an euch ist die von Micky Beisenherz vorgelesene „Post von Wagner“. Gemeint ist die fast täglich erscheinende Kolumne des Bild-Kolumnisten Franz Josef Wagner, die versucht den Nagel der Zeit zu treffen, aber grandios vorbeischrammt. Aber seht hier selber…
Und wie geht es der Nation?
Und weil ich dieses Jahr trotz Updates und Liveticker nicht hinterherkam, brauchte ich wöchentlich Philip Banse und Ulf Buermeyer, die mir die Lage der Nation zusammenfassen. Die Lage der Nation – das war Anfang des Jahres auch die Lage in Thüringen. Von einem politischen „Dammbruch“ war die Rede und das hier in Thüringen, in Erfurt, quasi direkt vor der Haustür. Die Geschichte im Schnelldurchlauf: Anfang Februar wird Thomas Kemmerich zum Ministerpräsidenten gewählt. Thomas Kemmerich gefällt das – allen anderen nicht. Dann gibt es Proteste, Rücktritte und eine Übergangslösung namens Bodo Ramelow. So etwas dramatisches – und das hier in Thüringen.
2020 gab es ordentlich was auf die Ohren: Allein mediale Dauerbrenner, wie die US-Wahlen, der Brexit, die Corona-Pandemie und das Sagen und Tun von Donald Trump konnten den einen oder anderen Podcast füllen. So gewann auch das Medium an sich an Popularität. Vielleicht lohnt es sich auch in den einen oder anderen Podcast nochmal reinzuhören und einen akustischen Jahresrückblick zu wagen.
Huhu, ich bin Laureen und studiere Internationale Beziehungen und Kommunikationswissenschaften hier in Erfurt. Medial begleiten mich hauptsächlich Podcasts über Politik und Zeitgeschehen und in einer ruhigen Minute schaue ich auch gerne in die Zeitung. Neben dem Studium bin ich selbsterklärte Expertin für medialen Gossip und den Eurovision Song Contest.